Projekte

Hier ist eine Auswahl der Projekte, an denen wir aktuell für eine verbesserte Kommunikationssicherheit und Schadensprävention arbeiten.

Sichere Kommunikation in der Bergrettung

Sichere Kommunikation ist die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Insbesondere in Extremsituationen kommt es darauf an, dass die Kommunikation zum Hilfsmittel und nicht zur Hürde wird. In diesem Projekt wird untersucht, inwieweit die Umsetzung einer SACCIA Sicheren Kommunikationspraxis die Qualität und Sicherheit der Patientenversorgung im Rettungswesen verbessern kann – einem besonders herausfordernden Kontext, der sich durch viele Übergaben, heikle Patientenzustände, extremen Zeitdruck und stark interprofessionelle Teamarbeit auszeichnet. Hier treffen Helikopterpiloten, Ärzte, Rettungssanitäter und Bergführer unter schwierigsten Bedingungen aufeinander und müssen zügig und absolut fehlerfrei miteinander Höchstleistung erbringen. Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Bergrettung Wallis, Schweiz (KWRO), und dem Universitätsspital Basel (Anästhesie) durchgeführt.

Sichere Kommunikation in der Luftfahrt

Im Gegensatz zur Rettungsfliegerei sind Passagierflüge strukturiert und gut kalkulierbar. Das sichere Navigieren des Flugzeugs ist das Objekt der geteilten Aufmerksamkeit im Cockpit. Technischer Ausfall, ungünstige Flugbedingungen, oder menschliche Fehlentscheidungen können dieser Flugsicherheit in die Wege kommen. Das beste Prozedere bei diesen Eventualitäten ist jedoch relativ gut planbar. Anders als im Gesundheitswesen treten der Pilot und Copilot nur beim Ein- und Ausstieg und bei kurzen Ankündigungen mit ihrer Kundschaft in direkten Kontakt. Ansonsten hält das Kabinenpersonal dem Cockpit den Kopf frei. Die Sicherheit spielt sich primär zwischen Pilot und Copilot ab, und der geteilte Fokus ist das Flugzeug: Eine technisch hoch abgesicherte Maschine. Sie ist kein aktives Lebewesen, das mit unvorhersehbaren Aktionen aus sich heraus handelt (wie Patienten), und deren hochkomplexe lebendige Organe nach kreativen Regeln der Kunst sicher „behandelt“ werden müssen. Dennoch führen 80% aller Unfälle in der Luftfahrt auf Kommunikationsfehler zurück, also auf den zwischenmenschlichen Faktor, der eben aufgrund unserer (zwischen)menschlichen Fehlerhaftigkeit weniger sicher ist als digitalisierte Maschinen. In Zusammenarbeit mit Piloten entwickelt dieses Projekt sichere Kommunikationsleitlinien für die Luftfahrt, die diese 80% aller vermeidbaren Unfälle künftig verhindern sollen.

 

Sichere Kommunikation im Gesundheitswesen

Qualität und Sicherheit sind ein zentrales Anliegen des Gesundheitswesens weltweit. Beste Schätzungen zeigen, dass jeder 10. Patient im Krankenhaus verletzt statt geheilt wird. Bis zu 80% dieser Vorfälle werden durch unzureichende Kommunikation zwischen dem klinischen Fachpersonal und mit Patienten und Angehörigen verursacht. Zahlreiche Kommunikations-”Werkzeuge” wurden in den letzten Jahren im Gesundheitswesen implementiert, um diese Herausforderung anzugehen. Aber das Problem bleibt gross: Zu viele Patientinnen und Patienten werden immernoch während ihrer Versorgung verletzt, weil die Beteiligten zu keinem einheitlichen Verständnis gelangen. Dieses Projekt entwickelt kontextübergreifende, evidenzbasierte Kommunikationsleitlinien und Schulungsmaterialien, die die Versorgung gegen Kommunikationsfehler absichern sollen. Anstatt den Inhalt der Kommunikation zu bestimmen, richtet es sich auf “SACCIA”-sichere Kommunikationspraktiken aus, um eine grundlegende resilienzsteigernde zwischenmenschliche Praxis im Gesundheitswesen zu etablieren, die die Qualität und Sicherheit der Versorgung nachhaltig verbessert. Das EISK Projekt wird in Zusammenarbeit mit Partnern am Universitätsspital Basel (Anästhesie), Berner Fachhochschule Gesundheit (Bereich Pflege), H+ Bildung, dem Qualitätsmanagement des Kantonsspital Uri, und der Schweizerischen Gesellschaft für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen (sQmh) durchgeführt.

 

Sichere Kommunikation in der Energiebranche

Die Energiebranche steckt mitten in einem tiefgreifenden Wandel: Die schrittweise Abschaltung von Atomkraftwerken, der Übergang zu erneuerbaren Energien, ein zunehmender Fachkräftemangel, und neue gesetzliche Anforderungen an die Energieeffizienz und Versorgungssicherheit setzen die Akteure der Branche unter hohen Druck. Betriebsleiter und Sicherheitsbeauftragte sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, schnelle Veränderungen umzusetzen, oft ohne klare Leitlinien oder ausreichend Personalressourcen. Diese Unsicherheiten wirken sich stark auf die zwischenmenschliche Dynamik in den Organisationen aus und erfordern flexible und koordinierte Kommunikationsprozesse. Das EISK entwickelt in diesem Zusammenhang wissenschaftlich fundierte Strategien, die Kommunikation zu einer sicherheitsfördernden, betriebsstärkenden Kompetenz machen. Ziel ist es, Leitlinien und Schulungskonzepte zu erarbeiten, die in hochkomplexen Bereichen wie der Energiebranche effektiv umgesetzt werden können. Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Sicherheit und Effizienz in den Betrieben steigern, sondern auch eine Kultur der Zusammenarbeit fördern, die in Zeiten des Wandels und Fachkräftemangels unerlässlich ist. Das Projekt wird unter anderem von der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (SUVA) unterstützt.

 

Sichere Kommunikation in globalen Krisen

Globale Krisen sind umwoben von unangenehmen Ungewissheiten, die ganz automatisch zu einer erhöhten Kommunikationsaktivität führen. Die Digitalisierung und Globalisierung öffnen auch für die Kommunikation die geografischen Grenzen. Dadurch wird es schwierig, die Kommunikation strategisch zu steuern, was wiederum für eine effektives Krisenmanagement grundlegend ist. Die Covid-Pandemie hat uns gezeigt, wie eine Fülle von Botschaften plötzlich ungehemmt über diverse Kanäle zirkulierten: Politiker, Wissenschaftler, Nachrichtenmedien und Meinungsbildner äusserten ihre Meinungen, und nicht selten standen diese im Widerspruch zueinander. Viele fanden sich in einem Kommunikationschaos wieder, und das im Kontext einer globalen Krise, welche die Gesundheit von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt bedrohte. Dieses Projekt untersucht, wie die Kommunikation während Covid-19 die zwischenmenschlichen Beziehungen, das Vertrauen in die Behörden und in das Gesundheitssystem, die mentale Gesundheit, und die Bewältigungsstrategien der Menschen beeinflusste. Ziel des Projekts ist, sichere Kommunikationsleitlinien für künftige globale Krisen zu definieren. Das Projekt wird vom Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Berner Fachhochschule (Gesundheit), Roche Diagnostik und Stefan Dräger finanziert.